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Rückstände der sowjetischen Uran- und Seltenerdproduktion stellen für den politischen Frieden in Zentralasien eine Belastung dar: So führt z.B. der erosive Austrag radioaktiver Bergbaurückstände in das grenzüberschreitende Gewässersystem des Syr Darja zu Stabilitätsrisiken zwischen Usbekistan und Kirgistan. Essentielle Voraussetzungen für die Konfliktvermeidung wären eine belastbare Datengrundlage der Wasserbelastung, ein grenzüberschreitender Austausch von Daten und eine verbesserte Infrastruktur der Umweltüberwachung und Umweltinformation in den Flussanrainerstaaten. Dies fehlt jedoch bisher. Im Verbundvorhaben TRANSPOND entwickeln deutsche, kirgisische und usbekische Partner ein gemeinsames Umweltinformationssystem für die Anrainerstaaten sowie abgestimmte Handlungsanleitungen für den Notfall.

Radioaktive Altlasten des Uran- und Seltenerdbergbaus Risiko für die zwischenstaatliche Stabilität

In allen zentralasiatischen Republiken befinden sich aktive oder unsanierte Uran- und Seltenerd-Bergbaustandorte mit radioaktiven Bergbau- und Aufbereitungsabfällen. Von diesen Hinterlassenschaften findet eine permanente Erosion radioaktiver Partikel in das grenzüberschreitende Einzugsgebiet des Syr Darja im Ferganatal statt. Der Transport radioaktiver Bergbaurückstände führt zu Spannungen zwischen Kirgistan und Usbekistan. Diese sind teilweise auf unzuverlässige Informationen zur tatsächlichen Gewässerbelastung, einen ungenügenden Informationsaustausch zwischen den Ländern und mangelnde Abstimmung zu gemeinsamen Handlungsoptionen zurückzuführen.

Ehemaliger Uranbergbaustandort Mailuu-Suu (Kirgistan). © IAF-Radioökologie GmbH

Ehemaliger Uranbergbaustandort Mailuu-Suu (Kirgistan). © IAF-Radioökologie GmbH

Um Grundlagen zur Konfliktvermeidung zu schaffen, bemüht sich TRANSPOND zunächst um die Entwicklung einheitlicher und mit den technischen Möglichkeiten beider Länder machbarer Labormethoden zur Ermittlung der radioaktiven Belastungssituation von Schwebstoffen im grenzüberschreitenden Einzugsgebiet des Syr Darja. Zudem richtet das Projekt ein einheitliches und von Umweltbehörden beider Länder nutzbares Umweltinformationssystem ein. In das System werden die Ergebnisse der Überwachung der Wasserqualität grenzüberschreitender Flüsse sowie weitere aktuelle Daten einfließen. Zusätzlich wird ein mit beiden Ländern abgestimmtes Prognosemodell zur Ausbreitung von radioaktiven Komponenten in grenzüberschreitenden Gewässern und, darauf aufbauend, eine Handlungsanleitung für den Fall einer kurzzeitig sehr hohen Freisetzung erarbeitet.

Enge technische und administrative Abstimmung zwischen den Zielländern

Zur Umsetzung der Ziele löst TRANSPOND bestehende Hürden mit innovativen Ansätzen. So müssen die sehr begrenzten technischen und finanziellen Möglichkeiten in den Radionuklidlabors beider Zielländer so gut wie möglich genutzt werden, um Laborverfahren zu entwickeln, mit denen relevante Radionuklide in Schwebstoffen bestimmt werden können. Hierzu werden komplexe radiochemische Standardverfahren, die einen hohen apparativen Aufwand und teilweise teure Verbrauchsmittel erfordern, soweit modifiziert, dass die erhaltenen Ergebnisse bei wesentlich geringeren Analysenkosten akzeptable Genauigkeiten aufweisen und möglichst von einer Vielzahl von Labors in den beiden Partnerländern Kirgistan und Usbekistan genutzt werden können (Teilprojekt der IAF-Radioökologie GmbH). Dazu wird auf gamma- und alphaspektrometrische Verfahren zugunsten einfacher, in den Zielländern verfügbarer Low-Level-Zähler nach radiochemischer Präparation verzichtet. Zudem werden auch Reagenzien, die nur mit hohen Kosten in den Zielländern beschafft werden können oder erhöhte Arbeitsschutzaufwendungen erfordern, nicht eingesetzt. Bei der Entwicklung eines von Usbekistan und Kirgistan gemeinsam genutzten Umweltinformationssystems liegt die Herausforderung vor allem auf der Systemarchitektur sowie der Nutzer- und Zugriffsverwaltung für Behörden in den verschiedenen Ländern. Technische Vorkehrungen müssen deshalb durch vertrauensbildende Maßnahmen und einen konstruktiven Dialog zwischen den betroffenen Behörden ergänzt werden (Teilprojekt der WISUTEC Umwelttechnik GmbH). Zudem zielt das Projekt auf die Abstimmung von schnellen und hinreichend zuverlässigen Prognosemodellen sowie in beiden Zielländern akzeptierten umweltpolitischen Handlungsrichtlinien zur Verringerung des Kontaminationsrisikos (Teilprojekt der Hochschule Magdeburg-Stendal).

Ergebnisse sind einfach und schnell umzusetzen

Die vorgenommenen Maßnahmen sollen zuverlässige Informationen zur radioaktiven Belastung des Flusssystems, einen verbesserten Informationsaustausch zwischen Usbekistan und Kirgistan sowie effektives gemeinsames Handeln im Falle einer  starken, plötzlichen Freisetzung radioaktiven Materials in das Flusssystem ermöglichen.

Halden des ehemaligen Uranbergbaustandortes Yangiabad (Usbekistan). © IAF-Radioökologie GmbH

Halden des ehemaligen Uranbergbaustandortes Yangiabad (Usbekistan). © IAF-Radioökologie GmbH

Insgesamt möchte TRANSPOND damit einen Beitrag zu einem verbesserten Umgang mit der radioaktiven Belastung im Syr Darja-Flusssystem sowie einer höheren politischen Stabilität zwischen Usbekistan und Kirgistan leisten.

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